Tanz

Wenn ich mich heute an meine frühesten Tanzerfahrungen zurück erinnere, so kommt mir in den Sinn, wie gern ich mich als Kind stets bewegte. Einfach so und besonders zu Musik. Es gefiel mir, mich auf diese nonverbale Art auszudrücken, meine Ideen und Phantasien in Tanzchoreographieren zu gestalten und diese dann meinem Umfeld beizubringen.

Mit meinen vier Geschwistern ging ich als 5-jährige allwöchentlich in die Bewegungsstunden von Elfriede Hengstenberg, einer fortschrittlichen Bewegungspädagogin, die den menschlichen Körper immer in Bezug zur Schwerkraft der Erde betrachtete und daraus die natürlichen, für den Menschen gesunden Bewegungsabläufe ableitete.

Diese dem individuellen Körper gerechte Herangehensweise war für mich eine sehr hilfreiche Grundlage. Sie lehrte uns schon als Kinder, auf spielerische Art die eigenen Bewegungen zu spüren, genau zu beobachten und bewusst wahrzunehmen.

Klavier- und Cellospiel begann ich im Alter von 6 Jahren. Durch intensiven Unterricht und die tägliche Hausmusik in der Grossfamilie (alle Geschwister spielten Instrumente) entwickelte ich mich auf beiden Instrumenten schnell weiter. Kontrabass und Akkordeon kamen später noch dazu.

Die Bewegungsschulung sowie die fundierte Instrumentalerziehung sind für mich die Grundlagen gewesen, dass es mir später in meiner Laufbahn nie schwer gefallen ist, mir Bewegungen und Choreographien zu merken und diese mit schneller Auffassungsgabe sofort und musikalisch wiedergeben zu können.

Die Entscheidung, Tanz zu meinem Beruf zu machen, fiel nach dem Abitur. In meiner Heimatstadt Berlin begann ich eine dreijährige Vollzeit-Ausbildung für ‘zeitgenössischen Bühnentanz’ an der ‘Etage’ in Kreuzberg und schloss diese 1989 erfolgreich ab. Schon während der Ausbildung wurde ich als Tänzerin von diversen unabhängigen Bühnen-Ensembles engagiert.

Nach einigen Tanz-Aufenthalten in New York und in diversen europäischen Großstädten liess ich mich ab 1994 beständig in Basel nieder. Ich tanzte in professionellen Tanz- und Schauspielensembles, für die ich auch Choreographien entwickelte.

Zudem begann ich, Tanzkurse für Erwachsene aufzubauen. 1995 übernahm ich eine Anstellung als Tanzpädagogin an der Musikschule Binningen/Bottmingen. Seither führe ich in meinen wöchentlichen Kursen Kinder und Jugendliche an unterschiedliche Tanzstile heran. Neben grundlegender Tanztechnik und Körperbewusstseinsschulung erarbeiten wir zahlreiche Choreographien. Dabei verwende ich grosse Sorgfalt darauf, dass die persönlichen Fähigkeiten der Mitwirkenden zu individueller Entfaltung kommen und sich dann jeweils in die Gruppe eingliedern.

Das Arbeiten mit Heranwachsenden erfüllt mich in besonderer Weise, da die Zusammenarbeit in der Regel über einen sehr langen Zeitraum stattfindet. Viele der Tänzerinnen und Tänzer kommen während ihrer Jugendzeit weit mehr als 10 Jahre regelmässig in meinen Tanzunterricht.

Zur Zeit unterrichte ich an der Musikschule Binningen-Bottmingen pro Woche über 230 Schülerinnen und Schüler in 18 verschiedenen Gruppen.

Von 2002-2004 habe ich den Studiengang ‘Musik und Bewegung’ an der Musik-Akademie Basel absolviert. Bis 2012 habe ich in kleinen Pensen an Grundschulen unterrichtet. Nun bilde ich die StudentInnen der Musik-Akademie im Bewegungsbereich aus und unterrichte kleine Orff-Gruppen an der Musikschule.

Die intensive musikalische sowie körperbewusste Erfahrung meiner Kindheit beziehe ich stets in mein Berufsleben als Tänzerin, Choreographin und Tanz- und Musikpädagogin mit ein. Musik und Tanz in ihren Elementen zu erkennen, sie zu fühlen und zu analysieren: das war die Basis, auf die sich mein Unterricht stets aufbauen sollte.

Im letzten Jahrzehnt habe ich mich verstärkt wieder den internationalen Volkstänzen (mit Schwerpunkt Balkan-/Mittelmeerraum) zugewandt. Die Schrittkombinationen vieler Volkstänze sind aus ursprünglich menschlichen Bewegungsmustern abgeleitet. Das Tanzen in der Gruppe vermittelt Musik, Rhythmus und Tanz in einer Form, bei der die Interessen der Einzelnen für einen Moment zugunsten der Gemeinschaft zurückgestellt werden.

Am internationalen Volkstanz fasziniert mich zudem die elementare Verbindung von Musik und Bewegung. Was birgt zum Beispiel die Eigenheit eines 11/8-Taktes? Wie lässt sie sich mit unserem westeuropäischen Rhythmusgefühl erleben und mit einer osteuropäischen Tanzschrittkombination verbinden? Wie kann ich die beschwingte Melodie einer Hora, den Fluss eines Cocek, die Kraft eines Racenica und das Feuer eines modernen Gypsy-Tanzes in diese besondere Energie umsetzen, die dann die Tanzschritte von vielen begeisterten Menschen in einen sich lebendig drehenden Kreis verwandelt?

Mein Repertoire an traditionellen Tänzen, bei denen ich großen Wert auf den Erhalt regionaler Unterschiede lege, ergänze ich ständig mit modernen und eigenen Choreographien.

Seit 2007 übernehme ich neben meinen anderen Tätigkeiten auch Volkstanzkursleitungen beim ULEF (Lehrerweiterbildung) und an der Musik-Akademie Basel. Des Weiteren biete ich regelmäßige Volkstanzkurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. An Wochenenden werde ich vermehrt engagiert, um Tänze bei Hochzeiten, Geburtstagen, Jubiläen oder grösseren Volkstanz-Anlässen anzuleiten. Seit 2011 organisiere ich das grösste internationale Tanzlager der Schweiz: das VTI-Winterlager in Kiental (siehe auch unter www.worlddance.ch)